Vinyl der Woche (9)

Vinyl der Woche (9)

Nick Cave – Idiot Prayer (Nick Cave Alone at Alexandra Palace)

Bei Nick Cave weiß man nie, was einen erwartet. Seit Jahrzehnten überrascht der Australier mit seiner unerschöpflichen Kreativität und der Fähigkeit, seine musikalische Sprache immer wieder neu zu erfinden. Doch Idiot Prayer ist selbst in seiner beeindruckenden Diskografie ein außergewöhnliches Werk – ein stilles, beinahe sakrales Dokument eines Künstlers, der sich bis auf das Wesentliche entkleidet.

Aufgenommen mitten in der Pandemie im leeren Alexandra Palace, zeigt sich Cave hier völlig allein am Flügel. Keine Bad Seeds, keine dramatische Instrumentierung – nur Stimme und Klavier. Dieses Minimalismus-Experiment funktioniert jedoch nicht wie ein einfaches „Unplugged“-Album. Es ist vielmehr eine intime Zwiesprache mit sich selbst und dem Publikum, geprägt von einer fast greifbaren Verletzlichkeit.

Songs wie Galleon Ship, The Mercy Seat oder Into My Arms erscheinen in diesem Kontext wie neu geboren – entschleunigt, verletzlich, von einer stillen Dringlichkeit durchzogen. Aber man muss diese introspektive Seite von Nick Cave mögen, um das Album wirklich fühlen zu können. Wer seine dramatischeren, rohen Momente bevorzugt, wird hier vielleicht weniger berührt. Für alle anderen ist Idiot Prayer ein intensives, zutiefst persönliches Erlebnis, das zeigt, wie sehr Cave in seiner Reduktion aufblüht.

⭐⭐⭐⭐☆

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Pressqualität & Sound:

Gehört wurde die originale Europa-Pressung aus dem Jahr 2020. Der Klang präsentiert sich in einer modernen, klaren Abmischung mit viel Raum und Transparenz. Das Klavier klingt offen und natürlich, Caves Stimme steht präsent und eindringlich im Mittelpunkt. Insgesamt bietet die Pressung ein sehr angenehmes, detailreiches Hörerlebnis – vielleicht nicht ganz auf audiophilem Topniveau, aber dennoch stimmig und hochwertig umgesetzt.

⭐⭐⭐✨☆  3,5 / 5 Sterne

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